Ungarnsturm

Ungarnsturm
Ungarnsturm
 
Von den Petschenegen aus ihren alten Wohnsitzen an Don und Dnjepr vertrieben, erreichten die Ungarn (oder Magyaren), ein ugro-finnisches Reitervolk, dem sich auf der Wanderung auch andere Völkergruppen (Bulgaro-Türken, Chasaren) angeschlossen hatten, um die Mitte des 9. Jahrhunderts die untere Donau. Nachdem sie zuerst mit Byzanz verbündet gegen die Bulgaren gekämpft hatten, griffen sie unter ihrem Großfürsten Árpád auf die slawisch besiedelte Donau-Theiß-Ebene über, die nun Ausgangspunkt für regelmäßige Beutezüge gegen Westeuropa und Byzanz wurde. Am stärksten davon betroffen war das ostfränkische Reich, das insgesamt 32-mal geplündert wurde; aber auch Burgund, Frankreich und Norditalien wurden heimgesucht. So wurde 924 Pavia, die Hauptstadt des »regnum Italiae«, erobert und eingeäschert, und zehn Jahre später erschienen ungarische Reiter vor Konstantinopel.
 
Der deutsche König Heinrich I. musste 926 gegen Auslieferung eines gefangenen Ungarnführers und hohe Tributzahlungen einen neunjährigen Waffenstillstand erkaufen, den er aber zum Ausbau von Befestigungsanlagen und zur militärischen Neuorganisation auszunutzen verstand. Nach vorzeitiger Auflösung des Abkommens konnte Heinrich mit einem aus allen deutschen Stämmen gebildeten Heer die Ungarn bei dem nicht eindeutig lokalisierbaren Riade an der Unstrut 933 erstmals besiegen.
 
Erst 954 fielen die Ungarn erneut in das jetzt nach innen gefestigte Reich ein und drangen bis an den Rhein und nach Italien vor. Als sie 955 das von Bischof Ulrich verteidigte Augsburg belagerten, konnte Heinrichs Sohn Otto I. mit einem zahlenmäßig unterlegenen Reiterheer zum Entsatz heranrücken. Am 10. August, dem Tag des von den Ottonen besonders verehrten hl. Laurentius, gelang dem König, der während der Schlacht die heilige Lanze trug, ein überwältigender Sieg. Der Geschichtsschreiber Widukind von Corvey berichtet, dass Otto danach vom Heer zum Kaiser ausgerufen worden sei. Über die Deutung dieser Notiz ist viel spekuliert worden. Aber selbst wenn damals eine solche Akklamation stattgefunden haben sollte, so ist ihr noch keine rechtliche Bedeutung zuzuschreiben; erst 962 hat Otto mit seiner Krönung in Rom das Kaisertum erneuert.

Universal-Lexikon. 2012.

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